Ein Geburtstagsgeschenk von Frankreich an das Komitee Geothermie

In diesen Tagen wird das „Komitee Geothermie“, das 30 Gemeinden der Alta Tuscia vereinigt, die alle von  Ansuchen um Nutzungsrechte für die geothermischen Ressourcen betroffen sind, ein Jahr alt. Ein solidarischer Pakt zwischen Bürgermeistern diverser politischer Ausrichtungen, welche jedoch alle die Besorgnis teilen, dass die Gesundheit der Bevölkerung durch die im Gebiet beabsichtigen geothermischen Kraftwerke bedroht ist.

Im Lauf des Jahres haben die Bürgermeister ohne großen Wirbel, aber mit Einsatz, auf verschiedene Art gehandelt: Zunächst haben sie sich das Wissen angeeignet, um die zu lösenden Probleme bewerten zu können. Dann haben sie die Gemeinden, die juristisch Einspruch gegen die Kraftwerke erhoben haben, unterstützt, haben zur Erarbeitung eines regionalen Energieplans beigetragen und sich schliesslich an den nationalen Zivilschutz um Unterstützung gewandt.

Am 13. Mai haben die Bürgermeister an den Verantwortlichen des nationalen Zivilschutzes, Angelo Borrelli, mit Kopien an den Ministerpräsidenten, die Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Umwelt, Innneres, an den Präsidenten für Katastrophenschutz und die Präsidenten der Regionen Latium und Umbrien, sowie an den Präfekten von Viterbo und zahlreiche Senatoren und Abgeordnete geschrieben.

Im Brief ging es darum, das „Risiko von Erdbeben nennenwerter Stärke und entsprechendem Zerstörungspotential aufzuzeigen, das durch die Aufschließung, Bohrungen, Entnahme und Wiedereinpressung von Flüssigkeiten in das hydrothermale System im vulkanischen Gebiet Vulsino, von den Projekten zur Nutzung geothermischer Energie ausgelöst oder verursacht werden könnte.“

Die Bürgermeister haben die Empfänger aufgefordert, „jede mögliche Maßnahme zur Vorbeugung der Risken und Gefahren in Betracht zu ziehen, die in ihren speziellen Aufgabenbereich fallen, mit dem Ziel den Schutz der Sicherheit und die Unversehrtheit der Gemeinschaft und der Gebiete, die von ihnen verwaltet werden, zu gewährleisten.“

Die Antwort vom 3. Juli war nicht sehr ermutigend: Der Chef des nationalen Zivilschutzes Angelo Borrelli hat Zweifel erhoben gegen die Behauptungen des Komitees Geothermie, hat die Frage der seismischen Risken ebenso heruntergespielt wie die direkte Zuständigkeit des Zivilschutzes für die Vorbeugung.

Doch die Bürgermeister haben sich dadurch nicht entmutigen lassen. Sie haben in einem neuerlichen Brief die beruhigenden aber oberflächlichen Behauptungen des Zivilschutzes detailliert widerlegt und unterstrichen, dass entgegen der Antwort von Borrelli, eine der wichtigsten Aufgaben des Zivilschutzes gerade die Vorbeugung von Risken ist, so wie es das Gesetz über die Einrichtung des nationalen Zivilschutzes vorsieht.

Schäden verursacht durch das Erdbeben an einem Gebäude in Wantzenau (Strasburg)

Eine unerwartete Bestätigung für den Gesichtspunkt der Bürgermeister ist aus Frankreich gekommen. Im Stadtgebiet von Strassburg und Umgebung haben Arbeiten zum Bau eines geothermischen Kraftwerkes eine Reihe von Erdbeben ausgelöst, eine „Psychose“ unter den Bewohnern verursacht und auch leichte materielle Schäden: es handelt sich um ein geothermisches Kraftwerk ähnlich denen die um den Bolsenasee vorgesehen sind, das sich in einem Gebiet mit ähnlichen geologischen Verhältnissen befindet. Dort hat die Präfektin des Departements Bas-Rhin, Josiane Chevalier am 7. Dezember die definitive Einstellung aller Arbeiten zur Tiefengeothermie verfügt, die vom Unternehmen Fonroche durchgeführt wurden.

Die Präfektin bezieht sich explizit auf das Vorsorgeprinzip und die Notwendigkeit die Bevölkerung zu schützen, und geht davon aus, „dass das Projekt die unverzichtbare Sicherheit nicht mehr ausreichend gewährleisten kann.“

Chapeau, Madame Chevalier! 

Und hier, am See, auf was müssen wir warten bevor jemand den Mut findet, NEIN zu sagen zu den unnötigen, kostspieligen und schädlichen Projekten? Warten wir, dass große Schäden entstehen, möglicherweise katastrophale? Müssen auch wir an dem Punkt ankommen an dem wir, wie der Verantwortliche von Foronche „die unerwartete und irrationale Reaktion des Untergrundes“ bedauern?

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