Messungen der Wasserqualität
Die Messungen werden normalerweise in der Mitte des Sees, wo er eine Tiefe von 130 m aufweist, durchgeführt. Die Messwerte sind so für den gesamten Wasserkörper repräsentativ. Die Konzentration des Phosphors, der ja aus dem Umland des Sees kommt, ist an den Ufern höher, und er kann von zusÄtzlichen Schadstoffen begleitet sein. Stammt er aus der Landwirtschaft, tritt er zusammen mit Pestiziden und Herbiziden auf. Wenn er aus dem Abwassersystem kommt, wird er von Fäkalbakterien begleitet. Bei Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte wird von der ARPA ein Badeverbot erlassen.
Für den See beginnt das Jahr Ende Februar, zum Zeitpunkt der maximalen Durchmischung. Der Verein „Lago di Bolsena“ misst monatlich in der Seemitte Vertikalprofile der Temperatur und des Sauerstoffgehalts mit einer Multiparametersonde. Zweimal im Jahr werden in verschiedenen Tiefen Proben für chemische Analysen entnommen: Anfang März nach maximaler Durchmischung und im Dezember bei maximaler Stratifikation. Die Transparenz des Wassers, die bei hohem Phytoplanktongehalt abnimmt, wird mit einer weißen Scheibe (Secchi-Scheibe), die bis zum visuellen Verschwinden ins Wasser abgesenkt wird, gemessen.
Die Tabelle zeigt die totale Phosphorkonzentration in μg/l, nach maximaler Durchmischung (Februar – März), und zudem für Januar 2017. Die erste Spalte zeigt die Tiefen an, bei welchen die Wasserproben entnommen wurden; die erste Zeile das Jahr der Messung. Hervorgehoben sind die Jahre (2004, 2005, 2011, 2012, 2017), in denen eine vollständige Durchmischung stattgefunden hat, der Phosphorgehalt dadurch für alle Tiefen praktisch gleich war und damit als sehr genau angesehen werden kann. Für die Jahre, in denen die Konzentration mit der Tiefe variiert, muss sie zur Bestimmung des Mittelwerts interpoliert werden. Dies kann zu einer Ungenauigkeit von circa 10% führen, weil jeder Probe ein Wasservolumen, für welches sie repräsentativ ist (in der zweiten Spalte angegeben), zugeordnet werden muss. Man sieht, dass 2005 die Phosphorkonzentration bei 8,1 μg/l lag, und Anfang 2017 bei 16,2 μg/l. Im Bewirtschaftungsplan (2009) war angegeben, dass sie 10 μg/l nicht überschreiten sollte.
Diese Schaubilder zeigen die Tiefenprofile des Sauerstoffgehalts, die im Jahr 2012 gemessen wurden – im Jahr der letzten vollständigen Durchmischung. Das erste Profil gibt an, dass im März für alle Tiefen der Sauerstoffgehalt bei 11 mg/l lag. Aus dem zweiten Profil sieht man, dass im Dezember in großen Tiefen Anoxie vorlag. Die Lage ist weit ungünstiger wenn keine vollständige Durchmischung stattgefunden hat. So beobachten wir im Jahr 2016 Anoxie in einer 9 m starken Wasserschicht am Grund. Anfang 2017 haben ungewöhnliche Kälte und starke Tramontanawinde den See vollständig durchmischt und die sauerstoffarme Schicht ist verschwunden. Um in der Zukunft das Auftreten der Anoxieschicht zu verhindern, mussen der Phosphoreintrag vermindert werden.
Fassen wir zusammen: im Zeitraum von 2005 bis zum Januar 2017 hat sich der Phosphorgehalt verdoppelt. Von Juli 2016 an beobachten wir Sauerstoffmangel am Seegrund der sich mit der Zeit ausdehnt und schließlich eine Stärke von 9 m erreicht. Im Januar 2017 hat die vollständige Durchmischung dem Sauerstoffmangel und der Phosphorfreisetzung aus dem Sediment ein Ende gesetzt. Gleichzeitig wurde der Phosphor gleichmäßig im See verteilt und damit der kontinuierliche Anstieg seiner Konzentration bestätigt. Angemessene Maßnahmen zur Erhaltung und Sanierung der Seegesundheit sind unumgänglich, wenn wir einen weiteren starken Anstieg des Phosphorgehalts auf Grund der sich wiederholenden Anoxie vermeiden wollen.
Quelle: Lago di Bolsena 2016, Verein Lago di Bolsena und Komittee Bolsena Lago d'Europa, 2016