Badegewässer und Gesundheit
Wir schützen unseren See um sein Ökosystem in gutem Zustand zu halten. Den See gegen Verschmutzung zu schützen ist jedoch auch von unmittelbarer Wichtigkeit für uns alle, weil wir damit unsere eigene Gesundheit und die unserer Kinder schützen.
Welche Risken gehen wir ein, wenn wir in Gewässern baden, die durch Abwässer verunreinigt sind?
Das hauptsätzliche Risiko stellen hier sicherlich Infektionen durch Bakterien und Viren dar. Betroffen davon sind Gewebe und Organe, die mit der Verschmutzung in Kontakt kommen.
Die Infektionen können sich zeigen als:
- Gastroenteritis, von einfachen Formen wie Durchfall, Erbrechen und Fieber begrenzt auf wenige Tage bis hin zu jenen mit gravierenderen Symptomen wie Salmonellose oder einer infektiösen Cholera;
- Harnwegsinfektionen und Infektionen der Geschlechtsorgane (Blasenentzündung, Scheidenentzündung, Eichelentzündung);
- Hautinfektionen
- Ohrenentzündungen;
- Bindehautentzündungen.
Sind Kinder stärker gefährdet?
Sicherlich gehören Kinder zu den Personen, bei welchen sich viel schneller Infektionen zeigen können, wenn sie mit verunreinigtem Wasser in Berührung kommen [1]. Zum einen ist ihr Immunsystem noch nicht voll ausgebildet; zum anderen können insbesondere Kinder in ihren ersten Lebensjahren leicht Wasser schlucken, verbringen im Durchschnitt mehr Zeit im Wasser als Erwachsene und schenken dem Schutz vor möglicherweise verunreinigtem Wasser weniger Aufmerksamkeit – sie tauchen mit dem Kopf unter, halten die Augen unter Wasser offen und achten wenig darauf sich nach dem Baden mit sauberem Wasser zu waschen. Die Haut der Kinder im ersten Lebensjahr ist auch viel durchlässiger. Darüberhinaus kann auch eine banale Gastroenteritis häufiger eine intensive medizinische Behandlung erfordern, weil der Organismus von Kleinkindern dabei viel leichter dehydriert.
Können Spülmittel im Wasser schädliche Effekte haben? Welche?
Im Kontakt mit der Haut und den Schleimhäuten kann es zu Irritationen kommen, die natürlich von der Konzentration der verantwortlichen Substanz und ihrer Zusammensetzung abhängen. Das Schlucken von durch Spülmittel verunreinigtem Wasser kann Vergiftungserscheinungen verursachen, die auch hier von der Molekülstruktur und der Konzentration abhängen.
Können die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Wasser Einfluss auf die Gesundheit der Badenden haben?
Auf jeden Fall. Pflanzenschutzmittel im Wasser erreichen den menschlichen Organismus normalerweise über die Fische und Wassertiere, die wir essen. Solche Gifte können darüberhinaus über die Plazenta und/oder die Muttermilch von der Mutter an die Kinder übertragen werden und treffen das Kind im Mutterleib oder das Baby zu einem besonders verletzlichen Zeitpunkt. Es gibt bereits viele Forschungsarbeiten, welche die Neurotoxizität der Organophophorverbindungen belegen, welche zu Störungen der kognitiven Entwicklung und einem erhöhten Risiko zum Auftreten der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) führen können [2].
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[1] Cfr. Hubal EC, Sheldon LS, Burke JM et al., “Children’s exposure assessment: a review of factors influencing children’s exposure, and the data available to characterize and assess that exposure”, Env Health Persp 2000; 8(6): 475.
[2] zum Beispiel:
– Gonzales-Alzaga B, Iacasana M, Aguilar-Garduno C et al.,“A systematic review of neurodevelopmental effect of prenatal and postnatal organophosphate pesticide exposure”, Toxicol Lett 2014; 230: 104-21.
– Viel JF, Warembourg C, Le Maner-Idrissi G et al., “Pyrethroid insetticide exposure and cognitive disabilities in children: the Pelagie mother-child cohort”, Environ Int 2015; 82: 69-75.
Ein guter Überblick in italienisch:
Giacomo Toffol, Laura Reali, Laura Todesco, Inquinamento e Salute dei Bambini. Cosa c’è da sapere, cosa c’è da fare, Il Pensiero scientifico editore, II edizione, 2017.