Das Projekt Weimar
Die Statuten unseres Vereins sehen Aktionen zur Rettung des Sees in Zusammenarbeit mit europäischen Forschungseinrichtungen vor. Eine konkrete Aktion dieser Zusammenarbeit fand im Mai 2017 statt, als sich eine Gruppe von Wissenschaftlern der Bauhaus-Universität Weimar, internationale Spezialisten und Experten auf dem Gebiet der städtischen Wasserwirtschaft, für eine Woche am Bolsenasee aufgehalten hat. Der Gruppe gehörten die Professoren Jörg Londong und Ralf Englert sowie die Professorin Stephanie Schneider und fünf Studenten an, für die die Diplomarbeit „Lago di Bolsena“ Grundlage für den Abschluß ihres Hochschulstudiums war.
Was war das Ziel der Studie?
Es ging darum die Ursachen für die Verschlechterung der Wasserqualität des Bolsenasees festzustellen und Maßnahmen vorzuschlagen, um diese aufzuhalten. Die Studie hat den Title „Wege der Phosphat-Immission in den Bolsenasee/Italien und Identifikation von Maßnahmen zu deren Reduktion“ und ist in seiner vollständigen Version in deutsch verfügbar. Am Ende dieses Artikel gibt es eine Zusammenfassung.
Wie ist das abgelaufen?
Recherchen vor Ort um die Quellen der Phosphatzufuhr festzustellen, Besichtigungen der Einrichtungen der Abwassersystem (Ringkanal), Entnahme von Wasserproben um die physikalisch-chemischen Parameter im See zu messen. Darüberhinaus gab es Treffen mit Experten der Universität Tuscia, mit Verantwortlichen der ARPA Latium, der COBALB, mit dem Ingenieurbüro welches für die Erneuerung der Anlagen verantwortlich ist und mit Umweltorganisationen.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
Das wichtigste Ergebnis ist eine objektive Meinung seitens der Wissenschaftler von internationalem Ruf zum aktuellen Status des Abwassersystem und der Dringlichkeit der Maßnahmen. Bei den Untersuchungen hat sich ein Niveau der Verschlechterung gezeigt, dass bisher auch vielen Fachleuten verborgen geblieben ist.
Welche Massnahmen schlagen sie vor?
Eine Kombination aus technischen, institutionelle und informativen Massnahmen wäre im stande deine dauerhafte Verbesserung des Zustandes des Sees zu unterstützen:
- die Reparatur der vorhandenen Abwasserinfrastruktur und seine Errichtung wo sie fehlt;
- Maßnahmen zur Reduktion der Zufuhr von Phosphaten in der Landwirtschaft;
- Institutionelle und informative Veränderungen um eine effektive verlustarme Wasserwirtschaft zu unterstützen.
Wem haben wir zu danken?
Dem Verein Lago di Bolsena, der Familie Mazziotti für ihre großzügige Gastfreundschaft, den Gesprächspartnern bei den Institutionen und ganz besonders dem Direktor der Abteilung Forschung und Entwicklung der ARPA Latium, A. Martinelli. Professor B. Ahlert, dem Initiator des Projektes und der ganzen Gruppe aus Weimar, die wir bald wieder zu sehen hoffen!
Zusammenfassung
Das Problem der Phosphate im Bolsenasee
Wo kommen sie her? Wie können sie reduziert werden?
Der Bolsenasee ist ein Kratersee vulkanischen Ursprungs in Mittelitalien. Seine Lage in einer zusammengebrochenen Caldera und seine lange Wasserwechselzeit geben dem Gewässer einen besonderen Charakter. Er hat eine große Bedeutung für die Gegend, besonders für den Tourismus, die Fischerei und verschiedene landwirtschaftliche Aktivitäten in seinem Becken.
Verschiedene Umweltindikatoren kennzeichnen eine Verschlechterung der Wasserqualität des Sees. Im besonderen kann man einen signifikanten Anstieg der Phosphor-Konzentratio beobachten. Dies bringt das Risiko der Eutrophierung des Sees. Die zuständige Stelle für die Bewertung der Gewässer hat den Zustand des Sees von „gut“ auf „ausreichend“ heruntergestuft. Dieses Faktum spiegelt sich auch in der Bewertung des trophischen Zustandes laut LAWA (Arbeitsgruppe Gewässer der Regionen und des Staates), die einen „mesothrophen“ Zustand feststellt, abweichend zum Bezugsstatus „oligotroph“.
Bei den Inspektionen vor Ort, konnte man erkannen, dass die Infrastruktur der Abwasserbehandlung grafierende Unzulänglichkeiten und Mängel hat. Darüberhinaus besteht die dringende Notwendigkeit die organisatorische Struktur der Wasserwirtschaft im Seebecken zu verbessern.
Mit dem Ziel, die Zufuhr von Phosphaten in den Wasserkörper zu analysieren, hat man eine hydrologische und eine Phosphatbilanz ausgearbeitet. Die Quellen der Phosphatzufuhr sind die wichtigsten und mit ihrem großen Potenzial zur Verbesserung resultieren sie aus dem Zufluss von Abwässern verursacht durch die Mängel im Abwassersystem, der Erosion von landwirtschaftlichen Flächen und die Überläufe durch die Vermischung mit Regenwässern nach starken Regenfällen.
Für die Reduktion der Zufuhr von Phosphaten in der Zukunft, ziehen wir verschiedenen Maßnahmen der möglichen Verbesserungen in Betracht und fassen sie in einen Maßnahmenkatalog zusammen. Unter den technischen Vorkehrungen geben der Reparatur der vorhandenen Abwasserinfrastruktur die höchste Priorität. Wir stellen auch ein Verbesserungspotential in der Landwirtschaft fest, welches die Herstellung von Bewuchsstreifen zur Reduktion der Erosion beinhaltet.
Es sind institutionelle Veränderungen notwendig um ein verlustarme Wasserwirtschaft zu ermöglichen. Im Aufgabengebiet der Sensibilisierung und um die Zustimmung der Bevölkerung zu den notwendigen Veränderungen und zusätzlichen Auflagen zu erreichen, schlagen wir Informationsmaßnahmen vor. Diese sollten darüberhinaus den Dialog zwischen der lokalen Politik, den Vereinen und der Bevölkerung unter dem Gesichtspunkt Lösungen für die aktuellen Probleme die realistitsch mitzutragen und praktikabel sind, zu finden erleichtern. Zusammenfassend halten wir fest, dass nur eine Kombination aus technischen, institutionellen und informativen Maßnahmen in der Lage sind eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen.
Das Ziel müßte sein, den Bolsenasee wieder in den Status „ökologisch gut“ zu bringen, in Übereinstimmung mit der europäischen Gesetzgebung (Wasserrahmenrichtlinie). Der aktuelle Zustand ist alarmierend aber noch nicht unumkehrbar. Wenn die Zufuhr von Phosphaten allerdings andauert könnte er ununmkehrbar werden. Um eine weitere Verschlechterung zu vermeinden ist es notwendig sofort zu handeln!