Motorboote auf dem See?
Der Zustand unseres Sees verschlechtert sich, der Prozess der Eutrophierung ist in Gang gekommen. Die Hauptgründe dafür sind die Mängel an den Abwassersystemen und der Eintrag von Verschmutzung und Nährstoffen aus der Landwirtschaft. Dazu kommen andere Quellen der Verschmutzung, und auch die Motorboote tragen dazu bei.
Auf welche Art verschmutzen Motorboote den See?
Hier die wichtigsten:
- ein Teil der verbrauchten Brennstoffe wird ins Wasser gelassen: bis zu 30% bei Zweitaktmotoren (die es kaum noch gibt), wesentlich weniger bei Viertaktmotoren mit mittlerem Hubraum;
- viele Ausflugsschiffe (aller Typen) entsorgen ihre Abwässer (und oft noch angereichert mit chemischen Produkten) in den See;
- es gibt rund um den See viele Bootsliegeplätze, meist ungesetzlich, nicht überwacht und Quellen von Verschmutzung;
- mit jeder schnellen Fahrt eines Motorbootes im seichten Wasser zerstören die Turbulenzen Flora und Fauna und setzen einen Teil des am Seeboden sedimentierten Phosphors frei, der so wieder als Nährstoff zur Verfügung steht;
- Motorboote ermöglichen den Zugang zu Uferzonen die sonst nur schwer erreichbar sind, wodurch die dortige Flora und Fauna gefährdet wird.
Wir wird dem Problem auf anderen Seen begegnet?
An vielen Seen gibt es ein Verbot für Motorboote (mit Ausnahmen für die professionelle Schifffahrt): z.B. am Vicosee, Braccianosee, Trasimenasee, in einem Teil des Gardasees und in vielen Seen in Österreich, der Schweiz, Frankreich und Deutschland. Zugelassen sind Elektroboote: eine effiziente Lösung die einfach in Kraft zu setzen und ebenso einfach zu überwachen ist.
Was sind die Gründe für eine so drastisch scheinende Entscheidung?
Die Reduktion der Verschmutzung durch diese Maßnahmen bedeutet nicht nur Schutz der Gesundheit des Sees selbst, sondern auch Schutz der Trinkwasserreserven die der See darstellt. Darüber hinaus gibt es noch andere wichtige Gründe ökonomischer und ethischer Art.
Auch ökonomische Motive?
Vielerorts setzen die Reiseveranstalter, Touristikunternehmer und Gemeinden auf nachhaltigen Tourismus, einen Tourismus, der die Umwelt respektiert und aus dieser Ressource umfassenden Nutzen zieht. Sie schlagen sportliche Aktivitäten und die Regeneration in einer gesunden und geschützten Natur vor: Segeln, Rudern, Windsurfen, Kitesurfen, Wanderungen und Radausflüge, Bogenschießen, Reiten, Tennis, Vogelbeobachtung, Wellness sowie kulturelle und spirituelle Aktivitäten.
Und ethische Gründe?
Der Respekt gegenüber der Umwelt und die Liebe zu unserem See ist vielleicht die einzig wirkliche Möglichkeit ihn zu retten, und dieses Bewusstsein verbreitet sich immer mehr. Käme es uns in den Sinn einen Motocrosswettbewerb im Wald von Sasseto, einen Kartwettbewerb am Petersplatz oder ein Motorbootrennen in den Kanälen Venedigs zu veranstalten? Unser natürliches und spirituelles Erbe verdient Respekt.
Alternativen zum Verbot von Motorbooten?
Gibt es durchaus. An anderen Seen greift man auf einschränkende Vorschriften für die Schifffahrt zurück um die schädlichen Einflüsse zu reduzieren: Beschränkung der Geschwindigkeit und/oder der Stärke der Motoren, Einführung eines Schutzabstandes zum Ufer, eine Beschränkung für die Größe der Boote und deren Anzahl und ein vollständiges Verbot für bestimmte Typen von Wasserfahrzeugen (z.B. jene mit Zweitaktmotoren).
Diese Lösungen sind jedoch nur in Verbindung mit einer effizienten Überwachung sinnvoll.
Würde das am Bolsenasee funktionieren?
Ein Teil dieser Maßnahmen (hier die Verordnung) – Beschränkung der Geschwindigkeit, Abstand zu den Ufern und andere – sind bereits seit Jahren in Kraft, werden aber in keiner Weise eingehalten. Vielleicht müssen wir uns also damit abfinden, dass diese Maßnahmen für sich gesehen, hier bei uns, nicht ausreichen um die Situation zu ändern.