Der Tourismus am Bolsenasee
Der Beginn des Tourismus
Der Tourismus am Bolsenasee, so wie wir ihn heute kennen, hatte seine Anfänge um die Mitte der Fünfziger Jahre. Es gibt viele Gründe dafür – der wirtschaftliche Aufschwung in den nordischen Ländern, die Demokratisierung Westeuropas, die Gastfreundlichkeit der Menschen um den See, das gute und preisgünstige Essen, die außerordentliche Schönheit der Landschaft und die einladenden Badestrände … Angezogen davon waren zunächst vor allem deutsche und holländische Touristen, von denen viele mit dem Wohnmobil kamen, und gerne auch 3-4 Wochen blieben.
Wie gestaltet sich der Tourismus heute?
Der Tourismus wird heute noch von vielen deutschen und holländischen Urlaubern geprägt, aber auch Gäste aus Österreich, der Schweiz, Norwegen, England und anderen Nationen haben unseren See zwischenzeitlich als beliebtes Urlaubsziel entdeckt. Die Urlaubszeit hat sich jedoch reduziert: nur noch 10 – 14 Tage steht einer Familie im Durchschnitt als Sommerurlaub zur Verfügung.
Was erwartet der Urlauber heute?
Viele Urlauber kommen noch mit Zelt, Camper oder Wohnmobil. Andere, auch solche die nur einige Tage bleiben können, wünschen mehr Komfort: sie wollen gleich nach der Ankunft in den Urlaub starten um jeden Tag voll auskosten. Der Trend spiegelt sich in der wachsenden Anzahl an Agriturismi mit komfortablen Appartements wieder. In den letzten 8 Jahren zeigt sich eine weitere Entwicklung in Richtung privater Ferienobjekte: Im Vergleich zu Agriturismi mit vielen Wohnungen, möchte der Gast seine Privatsphäre, welche in einem privaten Haus, Wohnung oder einer eigenen Villa mit Pool sicher gewährleistet ist.
Wohin führt uns der Tourismus in der Zukunft?
Unsere Zeit wird immer schnelllebiger, die Urlaubszeiten verkürzen sich, die Ansprüche steigen und ändern sich. Die Reizüberflutung und Hektik des beruflichen Alltags erweckt die Sehnsucht nach Natürlichkeit und wahren Werten wie eine gute Zeit mit seinen Liebsten und in guter Gesellschaft zu verbringen. Wir suchen wieder die Natur und Individualität: Wir möchten kein „Massenfutter“ konsumieren, suchen qualitativ hochwertige Lebensmittel: BIO liegt groß im Trend – dieser spiegelt sich auch im Tourismus wieder.
Was sind unsere Möglichkeiten rund um den See?
Der Fokus liegt auf „BIO-Tourismus“: „Slow-Food“ und „nachhaltiger Tourismus“ sind die Schlagworte. Es ist vielsagend, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2017 als Jahr des „Internationalen nachhaltigen Tourismus“ proklamiert haben.
Zudem ist der Bolsenasee nur wenige Stunden mit dem Auto von großen Metropolen wie Rom, Florenz, Siena oder Perugia entfernt: Er wird hierdurch auch auf nationaler Ebene zu einem idealen Ziel für einen Wochenendurlaub inmitten der Natur! Dazu kommt, dass unsere Gegend reich an Geschichte, Traditionen und Kulturgütern ist. Wir sollten diese Exzellenzen pflegen und nutzen.
Was bedeutet “nachhaltiger Tourismus”?
Nachhaltiger Tourismus schützt und fördert langfristig Natur und Kultur der Region. Nachhaltiger Tourismus ist ein Wirtschaftssystem, das in vielfältiger Weise mit dem natürlichen Ökosystem vernetzt ist. Hier stehen beide Seiten in der Verantwortung: sowohl der Urlauber als auch der Urlaubsanbieter oder Anwohner der Region.
Nachhaltiger Tourismus umfasst alle Bereiche, angefangen von der Unterkunft, den Freizeitaktivitäten, den Lebensmitteln, bis hin zur Landwirtschaft und den anderen produktiven Aktivitäten. Auch die Kultur und Traditionen der Region werden aufrechterhalten und den Gästen vermittelt.
Was bedeutet „nachhaltiger Tourismus“ für den See?
Zunächst, dass Schutz und Entwicklung von Natur, Traditionen und Kultur absolute Priorität für Einwohner und lokale Verwaltungen werden. Daraus entwickelt sich dann eine einmalige Möglichkeit für alle Bereiche der lokalen Ökonomie, und auch für den Tourismus: es setzt sich eine Aufwärtsspirale in Gang, wobei sich die Entwicklung des Tourismus und der lokalen Ökonomie auf der einen Seite, und der Naturschutz auf der anderen gegenseitig unterstützen.
Im Gegensatz dazu ist Massentourismus notwendigerweise mit Geringachtung von Natur und Kultur verbunden.
Was können wir tun?
- Diejenigen Ferienobjekte mit einem Zertifikat kennzeichnen, die sich dem nachhaltigen Tourismus verpflichtet haben und z.B. über Solarenergie, zertifizierte Abwasserentsorgung, Bio- oder Energiesparhäuser, getrennte Müllentsorgung für die Gäste, biologische Landwirtschaft und Verpflegung verfügen.
- Der Ausbau des Wander- und Fahrradwegnetz sollte eine der Prioritäten sein!
- Das Abwassersystem und die getrennte Müllsammlung sollten rund um den See perfekt funktionieren.
- Die Gemeinden sollten im Umkreis von 2-3 km eine sowohl Einheimischen als auch Durchreisenden ständig zugängliche Entsorgungsstelle öffnen.
- Bioprodukte aus der Region müssen in den Mittelpunkt rücken! Damit werden auch der biologische Landbau und der Naturschutz gefördert.
- Das Angebot von Ausflügen mit lokalen Tourguides sollte erweitert und den Gästen besser zugänglich gemacht werden. Dazu sollte die Pflege historisch wertvoller Stätten (wie z.B. etruskische Tempel /Stätten) und deren Verwaltung verbessert werden.
- Berühmte Wege wie die „Via Francigena“ oder “Sentiero dei Briganti” könnten wir mehr hervorheben, mit Informationstafeln über Geschichte, Naturschönheiten und historische Stätten ausstatten und als Fahrrad-und Wanderwege nutzen.
- Wir sollten nachhaltigen Wassersport fördern und die Nutzung von Motorbooten stark kontrollieren.
Was kann ich tun?
In allen Bereichen für den Schutz des Sees und der Umwelt eintreten und informieren. Die nachhaltigen Initiativen und Netzwerke unterstützen und sie bekannt machen.