Vorsicht vor den Aliens im See!

Die Seen in aller Welt sehen sich einer neuen Bedrohung ausgesetzt – sie kommt von der kleinen, jedoch sehr invasiven Quagga-Muschel. In Nordeuropa breitete sie sich extrem schnell aus, wanderte flussaufwärts und erreichte die Binnenseen. Sie gelangte in den Alpenraum, in den Oberrhein bei Basel im Jahr 2014, wurde 2015 im Genfersee, 2016 im Bodensee und kurz darauf in den Alpenseen Bayerns und Österreichs festgestellt. Sie erreichte dann den Lago Maggiore, den Luganersee und im Jahr 2023 den Gardasee (hier wird das Problem ausführlich dargestellt).

Diese Süßwassermuschel ist eine gebietsfremde („alien“) und invasive Art. Sie passt sich ohne Weiteres an die Umweltbedingungen in den unterschiedlichsten Seen und Flüssen an: sie überlebt und gedeiht in Gewässern unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung, bei unterschiedlichen Temperaturen, in seichten Gewässern und in großen Tiefen und setzt sich sowohl auf hartem als auch auf weichem Untergrund fest. Sie hat wenige natürliche Antagonisten und eine enorme Reproduktionsfähigkeit: Ein Weibchen produziert bis zu eine Million Eier im Jahr.

Die Muschel breitet sich über Flussnetze von See zu See aus, vor allem im Larvenstadium, aber auch als „Hitchhiker“ – festgesetzt an Booten und Geräten z.B. zum Angeln oder im Bilgewasser von Booten, die von einem befallenen See in einen noch gesunden See gebracht werden.

Die Quagga ist ein „Ökosystemingenieur“ – sie ist in der Lage, Ökosysteme zu verändern. Eine erwachsene Muschel filtert täglich etwa einen Liter Wasser, extrahiert Mikroorganismen – Zoo- und Phytoplankton, Bakterien, Viren und sogar ihre eigenen Eier und Larven – und verdaut sie. Sie scheidet zum einen deren unverdauliche Teile aus, zum anderen an gelösten Phosphaten reiches Wasser. So reichert sie ihren Lebensraum im Seegrund mit großen Mengen von Nährstoffen an.

Damit verändert sie grundlegend das Ökosystem des Sees:

  • sie entzieht dem Seevolumen Nahrung für Zooplankton und geschätzte Fische,
  • begünstigt bestimmte Arten, die auf dem Seeboden leben und sich dort ernähren,
  • sammelt unverdauliche Substanzen, einschließlich Cyanobakteria, auf dem Seegrund an
  • und erhöht den Sauerstoffverbrauch in der Tiefe.

Dies hat wichtigste Konsequenzen:

  • der Fang ökonomisch wichtiger Arten (Coregone) nimmt ab,
  • die Population der benthischen Fische nimmt zu,
  • verstärkter Sauerstoffmangel am Seegrund, wo sich toxische Substanzen ansammeln,
  • die Fähigkeit des Seebodens, Nährstoffe zu binden, geht verloren,
  • die Muscheln verursachen „Biofouling“ und Schäden an Booten und Hafenanlagen; sie verstopfen außerdem Rohre und Pumpen zur Wasserentnahme aus dem See.
  • wegen der Ansammlung der scharfkantigen Muscheln werden Strände unattraktiv und schwer begehbar.

Wir müssen dieses Problem sofort angehen. Noch vor Beginn der Saison sollte die Bevölkerung informiert und die notwendigen Präventivmaßnahmen ergriffen werden, um zu verhindern, dass die Quagga den Bolsenasee besiedelt:

  • die Kontrolle von Booten und Angelausrüstung (carp-fishing), die aus anderen Seen kommen, und
  • ihre sorgfältige Reinigung in einer dafür zugelassenen Bootswerft, etwa dem Beispiel der Bestimmungen des Kantons Tessin folgend.

SÄUBERN der Oberfläche von Boot und Motor – alles WASSER aus dem Boot ABLASSEN – das Boot für mindestens 5 Tage TROCKNEN

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