Neue Geothermieprojekte um den See

Lange Jahre hatten wir uns gegen die Geothermieprojekte von Torre Alfina, Castel Giorgio und Latera gewehrt, mit Erfolg – keines dieser sinnlosen und gefährlichem Projekte wurde realisiert und der Sturm schien sich beruhigt zu haben:

  • das Projekt von Torre Alfina wurde vom Staatsrat abgelehnt,
  • das Projekt von Latera scheint von der ENEL beiseite gelegt worden zu sein,
  • das Kraftwerkprojekt in Castel Giorgio, das nach Einsprüchen und Gegeneinsprüchen genehmigt wurde, scheint aufgegeben worden zu sein, da der Antragsteller nicht in der Lage war, die technischen und finanziellen Voraussetzungen zu erfüllen.

Unvermittelt jedoch, angesichts des Auslaufens eines Großteils der Projekte im Jahr 2024, tauchen seit dem letztem Jahr Projekte rund um den See auf. Der Grund ist die einträgliche Möglichkeit, das in der Thermoflüssigkeit enthaltene Lithium zusammen mit der Erdwärme zu nutzen.

Lithium ist ein begehrtes Metall, weil es heute von zentraler Bedeutung für die Speicherung der aus erneuerbaren Energiequellen gewonnenen Elektrizität ist. Im Geothermiefluid liegt es als Karbonat in wirtschaftlich interessanten Konzentrationen vor. Das Problem ist nur, dass seine Förderung in Geothermiekraftwerken sehr ähnlichen Anlagen geschieht, mit all den Gefahren, die diese mit sich bringen.

Um den See herum sind folgende neue Anträge gestellt worden (siehe Karte): Arlena di Castro (AC), Tuscania (Tu), Laertina, Marta, Latera Pilota (LP und siehe hier) und Lago di Bolsena (LB). Ein weiteres Projekt betrifft das Stadtgebiet von Viterbo und seine nächste Umgebung. Ausführliche Informationen zu dieser neuen Entwicklung finden Sie im Artikel des Osservatorio.

Vorerst sind in der ersten Phase der beantragten Untersuchungen des Untergrunds nur  nicht intrusive Sondierungen geplant. In der zweiten Phase sind Tiefbohrungen vorgesehen, die jedoch einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterliegen.

Die mit geothermischen Aktivitäten im Seegebiet verbundenen Risiken sind bekannt und von der Bevölkerung als inakzeptabel beurteilt worden. Dies ist auf die komplexe Untergrundstruktur mit mehreren untereinander verbundenen Verwerfungssystemen zurückzuführen – hier können Tiefbohrungen, die Entnahme und die Wiedereinführung großer Volumen des Thermalwassers unter anderem Erdbeben bis zum 6. Grad Richter verursachen. Alle Bürgermeister der Seegemeinden haben sich seit Jahren, und auch erst kürzlich anlässlich des Pilotprojekts von Latera (LP), gegen derartige Projekte gestellt.

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