Dringende Massnahmen

zur Erhaltung und Verbsserung der Qualität des Sees.

Der Bolsenasee ist in eine grundsätzliche zufriedenstellenden Zustand, es zeigen sich aber Anzeichen einer negativen Entwicklung der Einhalt geboten werden soll. Die Verschlechterung des ökologischen Status der Seen beginnt am Grund, man kann sie daher nicht sehen und sie werden ignoriert. Die Verschlechterung des Wassers des Bolsenasees ist verursacht durch den exzessiven Anstieg von Nährstoffen für Algen im Becken, Hauptbestandteile sind Phosphor und Stickstoff, wiederum verursacht durch landwirtschaftliche Düngemittel und Abwässern der Kanalisation. Der Phosphor ist der bestimmende Nährstoffe, weil er die Produktivität der Algen begrenzt. Die Nährstoffe sind für die Gesundheit des Menschen nicht schädlich, verursachen aber ein Wachstum der Biomasse des Phytoplankton und der Tiere, die sich davon ernähren. Wenn sie sterben sammeln sie sich am Grund und setzen den Phosphor, den sie als lebende Organismen gesammelt haben frei. Je mehr Nährstoffe umso stärker wächst die Biomasse des Phytoplanktons und umso mehr Überreste sammeln sich am Seegrund. Teile der organischen Substanzen und der gestorben Organismen werden oxidiert und am Grund vom Sauerstoff der sich im Wasser am Seegrund befindet, gebunden. Gibt es zuwenig verfügbaren Sauerstoff bleibt der übrige Teil des Phosphors in Lösung und jedes Jahr kommt weiterer hinzu. Mit der Folge des laufenden Anstiegs der Konzentration des Phosphors dessen Trend in der schematischen Grafik dargestellt ist. Der exzessive Anstiege der Nährstoffe, insbesondere des Phytoplanktons, nennt man Eutrophierung und stellt eine verbreitete Form der Verschmutzung von Seen dar.

Die Grafik der folgenden Tabelle zeigt, dass der Phosphor insgesamt von 8 µg/Pl im Jahr 2005 auf 15 µg/Pl im Jahr 2016 angestiegen ist. Die Situation verschlechtert sich, wenn der Überschuss der zu oxidierenden abgestorbenen Reste sich in einer Schicht von Wasser ohne Sauerstoff am Seegrund sammelt. In diesem Fall wird der Phosphor, der sich vorher in den Ablagerungen gesammelt hat, wieder löslich und addiert sich zu dem, der neu ankommt.

Dieser alarmierende Zustand ist im Bolsenasee bereits während kurzen Perioden Ende 2007 eingetreten. Aber zum ersten Mal zeigte er sich frühzeitig bereit im August 2016 während mit einer Multiparametersonde eine Wasserschicht ohne Sauerstoff von 3 Metern festgestellt wurde. Ein Fakt der einen Anstieg der Schicht ohne Sauerstoff in den folgenden sechs Monaten bis zur nächsten Durchmischung 2017 (angenommen, dass sie kommt) voraussehen läßt. Der Trend des Phophors gesamt verursacht in der Konsequenz einen derartigen Anstieg, dass er in den nächsten Jahren nicht aufgehalten werden kann, wenn nicht sofort Maßnahmen getroffen werden. Eine mögliche Maßnahme müßte die Reduktion der Menge an Phosphor sein, die in den See gelangt um sauerstoffarme Zonen zu vermeiden und damit die Lösung von gebundenem Phosphor am Grund. Maßnahmen zur Verbesserung erfordern intensivere Eingriffe. In der untenstehenden Tabelle sind jene Jahre hervorgehoben in denen eine komplette Durchmischung des Sees stattgefunden hat, in den die Analyse der Phosphorkonzentration eine Gleichförmigkeit über die gesamt Seetiefe zeigt.

Die Entstehung der sauerstoffarmen Schicht ist das Ergebnis zweier gegensätzlicher Faktoren: die exzessive Menge organischer Substanzen die zu oxidieren sind und das Fehlen der Tramontana-Winde während der Winterperiode mit der damit verbundenen fehlenden Durchmischung des Wasser und dem Transport sauerstoffreichen Wassers an den Seegrund. Wir haben keinen Einfluss auf die Wetterbedingungen, wir haben allerdings großen Einfluß auf die Reduktion der Verschmutzung, im besonderen des Phosphors und des Stickstoff die ins Becken gelangen. Auch wenn die Wetterbedingungen optimal sind ist die Menge der Nährstoffe zu groß und überschreitet die Grenze der Kapazität des Ökosystems um sie abzubauen. Wenn dazu noch das Fehlen der starken Tramonatana Winde häufiger wird, passiert das Schlimmste. Das Ökosystem ist am Limit wie sich bei den Messungen des Sauerstoffs  im Jahr 2012 gezeigt hat, das letzte Jahr in dem eine totale Durchmischung stattgefunden hat.

Im Feber 2012 gab es optimale Bedingungen für eine Durchmischung und darüberhinaus eine Anreicherung mit Sauerstoff über alle Tiefen. Aber bereits im Dezember war der Sauerstoff aufgebraucht. Der Schluß ist, dass die Menge der organischen Substanzen, verursacht duch die  Reste der abgestorbenen Organismen die an den Seegrund gelangen zu stark angestiegen ist und wenn dazu der Tramontana in den Monaten Jänner und Feber ausbleibt verschlechtert sich die Situation wie im August 2016 festgestellt.

Die Nährstoffe haben zwei Ursachen: die Auswaschung der Düngemittel die in der Landwirtschaft verwendet werden und die städtischen und industriellen Abwässer, beide können auch Nebeneffekt haben und die Gesundheit beinträchtigen. Die Auswaschungen der Landwirtschaft können von potentiell krebserregenden Substanzen aus Spritzmittel begleitet sein, welche besondern im Bereich der Einmündung von Bächen in den See gelangen. Die diesbezügliche Beobachtung wird von ARPA durchgeführt, aber wir wissen nichts über der Präsenz in den Küstenwässern weil ARPA ihre Proben in Seezonen entnimmt wo üblicherweise keine Badenden sind.

Das Einsickern der Abwässer, auch vom Ringkanal, bringt Fäkal-Bakterien in den See die eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen, weil sie Infektionen verursachen können wie z.B. Hepatitis. In diesem Fall müßten in den Zonen, wo Abwässer einsickern, Badeverbote erlassen werden, aber ARPA bestätigt, trotz zahlreicher Anfechtungen und Polemiken, dass alles in Ordnung ist. Das bringt uns keinen Nutzen denn es wären geeignete Massnahmen der Instandhaltung zu ergreifen und das Einsickern der Abwässer müßte aufhören.

Der Bolsenasee ist ist in die Zone Speciali di Conservazione (ZSC) eingeschlossen für die bis 2013 Massnahmen für ihre Verbesserung und Erhaltung getroffen werden müssen. Da diese in der vorgesehenen Zeit nicht getroffen wurden hat die EU ein Prozedure EU 4999/13/ENVI eingeleitet. Um Strafen zu vermeiden, hat die Region Latium mit Verspätung Maßnahmen spezifiziert (Delibera della Giunta Regionale n.162 del 14.04.2016). Diese Maßnahmen sind im wesentlichen drei: der Wasserspiegel des Sees soll auf dem vorgesehenen Niveau gehalten werden; die Anker der Touristenboote sollen verbessert werden und das Karpfenfischen soll neu reglementiert werden. Es ist offensichtlich, dass diese drei Maßnahmen den massiven Anstieg an Nährstoffen die in den See gelangen reduzieren werden und daher keinen Nutzen für  die Verbesserung oder Erhaltung der ZSC haben. Daher ist es notwendig, dass die Umweltorganisationen das Problem aufzeigen, möglicherweise auf europäischem Niveau und bei der Region Latium eine effiziente Regelung und seine dringende Anwendung einfordern. Die unerlässlichen Maßnahmen sind:

  • Reperatur des existierenden Ringkanals (Auschreibung ist im Gange)
  • Vervollständigung des Kanals um den See oder andere Schutzmaßnahmen
  • Zusätzliche Anreize für eine nachhaltige Landwirtschaft im Seebecken
  • Aktualisierung und Anwendung des Wirtschaftsplanes finanziert durch die EU
  • Zertifizierung der Abwassersysteme der Gemeinden, der touristischen Einrichtung und der Privathäuser hinischtlich des Anschlusses an den Kanal
  • Ausreichende Finanzierung der Instandhaltung des Ringkanals nach der Reparatur
  • Verbot der Geothermie großen und mittleren Umfanges im hydrologischen Becken, weil, wenn man sie genehmigen würden, der See mit Arsen und anderen giftigen Substanzen verschmutzt würde.

Mit D.G.R. 162 unterläßt die Region Latium den Schutz des Bolsenasees wie in Direttiva Habitat (Direttiva 92/43/CEE, recepita con il D.P.R. 357/97) gefordert und geht damit ein ernsthaftes Risiko seines Fortbestandes ein.

Quelle und Original siehe „Urgenti Misure“ von Piero Bruni.

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