Mega-Photovoltaik: Enteignung und Spekulation

So sehen einige der Photovoltaik-Projekte aus, die in unserer Region wie Pilze aus dem Boden schießen:

  • Das Projekt der ATON 19 Srl (alleiniger Eigentümer ist die ENCAVIS AG, eine Multinationale der green energy aus Hamburg) auf einer Fläche von 44 Hektar, wozu von mehr als 100 Eigentümern Grundstücke im Gebiet zwischen Montefiascone, Celleno, Vitorchiano und Grotte Santo Stefano enteignet werden sollen.
  • Das Projekt „Agrivoltaischer Olivenhain in Latium“ in Piansano und Cellere, mit einachsigen Nachführpaneelen zur Erzeugung von 65 MW auf insgesamt 133 Hektar, verbunden mit konventioneller und bewässerter „superintensiver“ Monokultur von etwa 90.000 Olivenbäumen: Da freut sich das Ökosystem! Beantragt von der SKI 16 S.R.L., einem Anhängsel der Statkraft, einem multinationalen Unternehmen für grüne Energie norwegischen Ursprungs, in Zusammenarbeit mit OXY CAPITAL ADVISORS S.R.L. für den agroindustriellen Teil.
  • Das Projekt der Kingdom Solar 3 S.R.L. (eine obskure englische Verwaltungs- und Investmentgesellschaft, Direktor Arthur Jian Chien), 49,3 MW auf 67 Hektar in Piansano, „Agrivoltaik“ mit Blumenwiese.

Auf allen Ebenen sind die Entscheidungsträger unfähig zu einer rationalen Planung: dies gibt der Lobby der green energy, den spekulativen Investmentfonds und den finanzstarken Multinationalen freie Hand. Ettore Prandini, Präsident von Coldiretti, des größten Bauernverbands Italiens, spricht von einem „Entscheidungschaos, das auf das Fehlen eines mit klaren Kriterien ausgestatteten Raumordnungsplans zurückgeht, und welches letztendlich die Schaffung einer missbräuchlichen Energieinfrastruktur erlaubt, mit starker Entfremdung wertvoller landwirtschaftlicher Flächen und gleichzeitig mit erheblichen ökologischen und wirtschaftlichen Schäden“.

Dies alles ist ein Musterbeispiel für green grabbing – die Aneignung von Land und Ressourcen für vorgeschobene Umweltzwecke, das auf wohlbekannte koloniale und neokoloniale Vorbilder zur Ressourcenentfremdung im Namen der Umwelt aufbaut.

Missbrauch der Region Tuszien weil das Prinzip des burden sharing nicht berücksichtigt wird: wozu Tausende Hektar Solarmodule installieren und dafür landwirtschaftliche Flächen enteignen oder ihren massenhaften Ankauf dank unverhältnismäßig hoher staatlicher Subventionen ermöglichen, wo doch die Provinz Viterbo bereits 78 % der Photovoltaikenergie der Region Latium produziert (siehe hier)? Wo die Provinz Viterbo schon heute die für 2030 gesetzten Ziele der nachhaltigen Energieproduktion erreicht? In den anderen Provinzen ist das ganz anders: Rieti produziert bisher 0 % der Photovoltaikenergie, Latina 13 %, Rom 7 %, Frosinone 2 %.

Starker Verbrauch wertvoller Agrarflächen: ein ökologischer Nonsens, den ein Bericht des ISPRA anprangert und dokumentiert (diskutiert auch in diesem ausgezeichneten Artikel).

Ökologischer und wirtschaftlicher Schaden: Das Fehlen von Regeln (bzw. ihre Nichtbeachtung) zu einer korrekten Planung der Energieinfrastruktur liefert Tuszien der Spekulation aus und ignoriert das eindeutige Urteil der Wissenschaft, welche feststellt:

  • Es gibt ökologisch nachhaltige Alternativen zu bodengebundenen Photovoltaik-Megasystemen.
  • Der Schutz von Umwelt und Biodiversität macht diese Alternativen obligatorisch.

Welche sind diese Alternativen, die Landwirte und Umwelt unterstützen und schützen?

  • Den lokalen Energiebedarf autonom über Energiegemeinschaften decken;
  • Auf nachhaltige Agrar-Photovoltaik-Anlagen zurückgreifen: in bestehenden landwirtschaftlichen Betrieben zu installieren, mit bevorzugter Abdeckung der Dächer und Agrar-Photovoltaik-Strukturen nur auf einem kleinen Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche;
  • Auf Offshore-Windenergie zurückgreifen (eine große Ressource Italiens mit seiner sehr langen Küste);
  • Alle Maßnahmen für eine intelligente und effiziente Energienutzung ergreifen.

Für die Wissenschaft, für eine ökologische Logik ist es absurd, Projekte zu unterstützen, die den absoluten Vorrang zur Bekämpfung des Klimawandels beanspruchen, gleichzeitig aber Ökosysteme und Landschaft zerstören. Aber wer von den politischen Entscheidungsträgern weiß schon, dass es neben dem IPCC, auch das IPBES gibt, dass der Schutz der Artenvielfalt ebenso Priorität hat wie die Eindämmung der globalen Erwärmung?

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